Mittwoch, 9. Juli 2008

Die Geschichten der Menschen gehen weiter








Am 12. Juli kommt das achte Human Rights-Observerteam von IPON aus Deutschland. Madeleine, Felicitas und Mathias werden nicht allzu viel Zeit haben, um sich auf Bondoc einzuleben, denn die Geschichten der landlosen Bauern gehen weiter.



Der 20-Jährige Genard Empas Deolito, der Sohn des ermordeten Julie Deolito aus San Narciso, besucht ab und zu seine Mutter und Brüder und Schwestern. Die übrige Zeit lebt er aus Angst vor den Mördern seines Vaters in einer anderen Stadt und beendet dort seine Highschool. Genard hält Kontakt zu den KMBP-Bauern von Bondoc und hat die feste Absicht, die politische Arbeit des Vaters fortzuführen. Julies Ehefrau Rosemenia hat gegen die der NPA zugerechneten Männer, die ihren Mann ermordet haben, Anzeige wegen Menschenrechtsverletzung gestellt. Mit ihrem Sohn Genard referiert Rosemenia vor Vertretern internationaler Organisationen über die Menschenrechtslage in ihrer Heimat.










Kagawat Bienvinido Mahilom, von Freunden „Benito“ genannt, ist immer noch im Gefängnis von San Andres. Der Bauernführer wurde Anfang Mai verhaftet, weil er Kokosnüsse gestohlen haben soll. Sein von der Organisation QUARDDS gestellte Rechtsanwalt hat inzwischen über die Höhe der Kaution verhandelt und einige Finanzquellen wie die Agrarian Justice Fondation für die Zahlung der Kaution aufgetan. Anfangs betrug die Kaution für neun Fälle von Kokosnussdiebstahl 270.000 Peso (4.500 Euro). Mit der Reduzierung der Kaution und der diversen Zuschüsse fehlen jetzt Benito noch 75.000 Peso (1.250 Euro), um frei zu sein.



Kagawat Roland Sano und die Menschen aus Nilangtangan fahren immer noch von einem Ort zum nächsten, um die vielen Gerichtstermine wahrzunehmen, die ihnen Landbesitzer Matias aufgenötigt hat. Die Bauern sind tagelang unterwegs und warten Stunden auf einen Termin - der dann des öfteren verschoben wird. Kommen die Bauern nicht, riskieren sie einen Haftbefehl und damit ihre Freiheit.





Nach wie vor führt der einzig legale Weg aus dem Dorf Nilangtangan übers Meer: Das Dorf ist noch immer umgeben von den Ländereien des Matias – und der zeigt jeden wegen illegalen Betretens von Privateigentum an, der es wagt, den schmalen Pfad durch die Kokospalmen zu nehmen.



Im Gebiet der Villa Reyes verstecken sich viele Männer, weil sie mit Haftbefehl gesucht werden. Besonders die Anführer der Bauernorganisationen, werden vom Landlord mit Anzeigen überhäuft: Sie sollen Kokosnüsse gestohlen oder illegal Privatland betreten haben.


Nach 20 Jahren Landreform, in denen sich für die Menschen auf dem Land nicht viel geändert hat, schwindet das ohnehin geringe Vertrauen in die Staatsmacht – und einige Bauern suchen nach neuen Methoden im Kampf um ihr Land.


In dem Dorf Mangero bei San Andres ist alles ruhig geblieben. Einige Goons des Landlords hatten mit Vertreibung gedroht, sollten die Menschen nicht freiwillig das Land verlassen. Ende Juni - kurz vor dem von den Goons gesetzten Termin - reiste der Landherr an, der sonst auswärts wohnt. Das sorgte für Unruhe bei den Bauern.





Doch bisher geht alles seinen gewohnten Gang in Mangero: Männer ernten Kokosnüsse und fischen in den Mangrovenwäldern, die Kinder spielen am Strand, fangen Krebse und suchen Muscheln.


In Mulanay, dem Ort, in dem IPON sein Büro hat, ist alles ruhig. Es gibt immer noch strahlende Sonnenuntergänge. Aber nicht mehr ganz so oft wie im Mai, und viele Bauern warten auf Regen.







Der philippinische Staat hat 1986 den internationalen Pakt der Zivilen und politischen Rechte unterschrieben. Der „International Convenant on Civil and Political Rights“ (ICCPR) ist ein bindendes Menschenrechtsdokument, das unter anderem folgende Rechte einschließt: Das Recht auf Leben, das Recht gegen unangemessene Strafverfolgung und Festnahme, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit.


Gemäß der Statuten des ICCPR hat der philippinische Staat die Pflicht, die Menschenrechte auf seinem Territorium zu respektieren, aktiv zu schützen und zu verwirklichen.


Die Auswirkungen extremer Armut gehen über solch entlegene Gegenden wie Bondoc hinaus. Viele Menschen aus Nilangtangan sind in der Regenzeit darauf angewiesen, dass jemand aus der Familie in Manila oder im Ausland arbeitet und die Leute daheim unterstützt. Ohne Emigration könnten viele Philippinos nicht überleben; und in Städten wie Manila nehmen illegaler Organ- und Menschenhandel und Kinderprostitution zu.






"And if

you spend yourselves

in behalf of the hungry

and satisfy

the needs of the oppressed,

then your light will rise

in the darkness,

and your night

will become like noonday."

(Isaiah 58:10)


Über die Entwicklungen auf der Halbinsel Bondoc wird dieser Blog weiterhin in unregelmäßigen Abständen berichten: In der Hoffnung, dass die universellen Menschenrechte eines Tages auch für alle Menschen in den Philippinen gelten werden. Der Abschlussbericht des siebten IPON-Observerteams erscheint voraussichtlich Anfang September.