Sonntag, 18. Mai 2008

San Andres

















Das Dorf Bungag, Barangay Mangero, Gemeinde San Andres: Drei chinesisch-stämmige Landlords haben den Südosten Bondocs unter sich. Es gibt keine maoistische Armee NPA wie in San Narciso, und keine Kämpfe zwischen Guerilla und Militär. Auch die Verhältnisse sind klarer als in San Narciso: Die Menschen sind entweder Goons im Dienste eines Landlords - oder Bauern, die sich durch das CARP-Programm (Comprehensive Agrarian Reform Program) ein Stück eigenes Land versprechen. Aber gerade die Landreform, die soviel Hoffnung für die Zukunft verspricht, sorgt auch für Probleme in Bungag.

Mangroven am Ufer und Kühe auf den Feldern: Das sitio Bungag liegt direkt am Meer. Bei Ebbe sammeln die Kinder Muscheln und Krebse zwischen Mangroven, und das Wasser ist voll mit Fischen. Trotzdem ernähren sich die Bewohner von Bungag lieber von der Erde: Von knapp 300 Bewohnern fahren nur zehn Männer mit fünf kleinen Fischerbooten aufs Meer. Die anderen sind Kokosbauern. Sie verbessern ihr Einkommen als Tagelöhner und bekommen dafür 150 Pesos pro Tag (60 Peso = 1 Euro). Sie pflanzen für ihre Familien Mais und Getreide auf ein paar Feldern, auf die der Landlord immer wieder seine Kühe treibt.



Das Sitio Bungag ist das Gebiet des Landlords Sopio Aberia: 510 Hektar besitzt seine Firma "Realty Development Corporation“. 240 Hektar sollten ursprünglich mit Hilfe von CARP an die Bauern verteilt werden.

2004 haben die Bauern von Bungag beim Central Department in Manila ihre CARP-Anträge gestellt. Seitdem haben sie nichts mehr davon gehört: Es gab keine Landvermessung und keinen Bescheid – nicht einmal eine vorläufige Mitteilung.







Bauernversammlung in Bungag



Im Juli sollen die Menschenrechtsbeobachter von IPON ins Dorf kommen, wünschen sich die Bauern von Bungag: Bis Juli habe ihnen der Landlord Zeit gegeben, das Dorf zu verlassen. Wer bis dahin nicht abhaut, kann zusehen, wie Goons seine Hütte zerstören. Die Bauern haben nichts der Polizei gesagt: Sie vermuten, die Polizisten stehen auf der Lohnliste des Landlords. Eine Anzeige sei sinnlos, wenn es gegen den Landlord gehe.




Körperpflege und Wäsche waschen im Fluss: auf dem Weg nach Bungag.





Zwei Morde gab es auch, sagen die Menschen vom Dorf: Vor zwei Jahren habe ein gewisser Goon Andy Pideda den Bauern Bernardo Roca erschossen. Bernardo soll Kokosnüsse des Landherrn gestohlen haben. Der Fall sei nie vor Gericht gekommen. Die Familie des Opfers erhalte Schweigegeld vom Landlord.
Der Mörder Andy Pideda sei inzwischen ebenfalls getötet: Andy habe auch einen gewissen Julieto Roca umbringen wollen. Dieser sei Andy zuvor gekommen und habe ihn am 10. Januar 2007 mit einem Bolo-Buschmesser erstochen. Wo Julieto Roca, der mutmaßliche Mörder des Mörders ist, weiß niemand: Die Ehefrau des Opfers hat ihn bei der Polizei angezeigt - darum versteckt er sich jetzt. Keiner im Dorf weiß, warum der zweite Mord geschah. Aber die Bauern sagen: Die Beiden hatten Streit wegen eines Stücks Land.